Mittwoch, 4. Juli 2007

Montag, 2. Juli 2007

Gipfel der Ungerechtigkeit

Der Spiegel 23/2007
Stahlfabrikanten aus Indien, Ölbarone aus Russland, Internet-Unternehmer aus China: Nie zuvor ist der Wohlstand so schnell gewachsen - doch nie war er so ungleich verteilt. Die globale Konfliktlinie zwischen Arm und Reich provoziert Spannungen. Wie lässt sich der Gegensatz überwinden?

Dubai
Ein indischer Immobilienmakler kassiert monatlich 10.000 € gebaut€; die Häuser die er vermittelt, werden ebenfalls von einem 20 jähriger Inder gebaut, er erhält monatlich einen Scheck von umgerechnet 196 €.
Die reichsten Menschen in der Geschichte - von Krösus bis Henry Ford - waren nicht so reich, wie die reichsten Menschen heute. Die ärmsten Menschen aber sind heute genauso arm, wie sie es immer waren (Bob Cutcliffe, Vermögensforscher der Uni Bilbao).
2,7 Mrd. Menschen, etwa 40% der Erdbevölkerung leben von weniger als zwei Dollar täglich. Die insgesamt 946 Milliardären, die das US-Magazin Forbes in diesem Jahr gezählt hat (153 mehr als im Vorjahr) besitzen ein Vermögen von 3,5 Billionen Dollar, ein Plus von 35%; einen solchen Anstieg gab es noch nie. Diese nicht mal tausend Personen verfügen über mehr Werte, als die gesamte deutsche Volkswirtschaft in einem Jahr an Waren und Dienstleistungen produziert.
Da kühlen Barkeeper Cocktails mit Gletschereis aus Island, gleichzeitig haben 1,2 Mrd. Menschen keinen direkten Zugang zu sauberem Trinkwasser.
11:13
Niemals zuvor in der Geschichte war der Traum, die globale Armut zu beseitigen, so leicht erreichbar - und zugleich so schwer fassbar
Eine weltweite Klassengesellschaft formiert sich, ihre Mitglieder leben zuweilen in direkter Nachbarschaft. In Rio trennt sie nur eine Schnellstraße (Rocinha vs. San Conrado).
John Rawls: Ungleichheit lasse sich so lange tolerieren wie jedem der Aufstieg offenstehe und selbst die größten Verliere ihre Chance ergreifen könnten.
Jeder sechste Amerikaner kann sich nicht mal eine Krankenversicherung leisten.
Ausgerechnet jetzt, da die Weltwirtschaft brummt, gerät der Kapitalismus in eine Legitimationskrise, die protektionistischen Rufe werden lauter.
Bist in die siebziger Jahre des 20. Jh näherten sich Arm und reich weiter an, seitdem vergrößert sich der Abstand wieder.
1870 lag das Pro-Kopf-Inlandsprodukt der damals zehn reichsten Länder nur sechsmal höher als der Durchschnittswert der zehn ärmsten Länder. Inzwischen beträgt der Faktor 42.
Der Gini-Koeffizient (vor 95 Jahren entwickelt): In den USA im letzten Jahrzehnt von 0,35 auf 0,42 gestiegen. In Brasilien und Südafrika beträgt er 0,60
11:22
Stellt man die ärmere Hälfte der Menschheit der reicheren gegenüber, zeigt sich, dass die unteren 50% aufgeholt haben.Vergleicht man aber weiter voneinander entfernte Einkommensgruppen miteinander, z.B. das oberste mit dem untersten Prozent, so ist die Kluft erheblich gewachsen; Die 65 Mio. Reichsten dieser Welt verdienen 564-mal mehr als die 65 Mio Ärmsten; 1980 waren es erst 216-mal mehr. D.h.: Die Kluft zwischen den Industriestaaten und den Schwellenländern ist, Afrika einmal ausgenommen, kleiner geworden. Vor allem China und Indien, die immerhin über ein Drittel der Weltbevölkerung repräsentieren, holen mächtig auf. Aber innerhalb der Länder nimmt die Ungleichheit teilweise dramatisch zu.
Russland:
Von 1989 bis 1995 sanken die Einkommen im Schnitt um mehr als 60%. Mittlerweile verfügen die 500 reichsten Russen über ein Vermögen, das 40% des BIP entspricht.
"Fluch der Ressourcen": die Bodenschätze haben die Oligarchen reicht gemacht - das Volk aber darbt, es bleibt arm und krank. Die Vermögen sind so ungleich verteilt, weil die Staaten so schwach sind. Die Bodenschätze sichern den Regimen ihr Auskomme, die Erträge fallen ihnen in den Schoß.
Der Wirtschaftsforscher Hernando de Soto versuchte in Lima eine kleine Schneiderei zu öffnen. Bis er die Lizenz endlich besaß, vergingen 289 Tage, zudem musste er zehn Beamte bestechen. Nicht Kapital fehle der Dritten Welt, sondern Rechtsstaatlichkeit. Die Globalisierung ist für das Elend kaum verantwortlich zu machen. In erster Linie ruinieren sich diese Länder selbst.
Nicht immer jedoch:
Der Norden schottet seine Landwirtschaft weitgehend von Importen aus der Dritten Welt ab, zugleich überschwemmt er die Märkte in Afrika, Asien und Lateinamerika mit billigem Betreid und Fleisch, Gemüse und Obst. Joseph Stigliz: Für jede Kuh bekämen Europas Landwirte zwei Dollar am Tag, gleichzeitig müsste fast die Hälfte der Menschheit täglich von weniger als zwei Dollar leben. "So zynisch es klingt: Es ist besser eine Kuh in Europa zu sein als ein armer Mensch in einem Entwicklungsland".
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