Flexibler Mitarbeiter gesucht…
Wer mag wohl dieser flexible Mitarbeiter sein? Was muss er bringen? Was haben wir uns unter einem un-flexiblen Mitarbeiter vorzustellen, und warum wird er ausdrücklich aus der Suchanfrage ausgeschlossen?
Definitionsmäßig hat der Anstellende einen Anspruch auf Erfüllung seiner Vorgaben, soweit diese gesetzlich zulässig sind. Dazu bedarf es keines flexiblen Mitarbeiters, das bringt das Anstellungsverhältnis von sich aus.
Flexibler (biegsamer) Mitarbeiter ist also der Mitarbeiter der stets geduckt läuft, und zwar in einer Haltung, die das Gesetz nicht mehr für rechtens erachtet.
Der flexible Mitarbeiter, der biegsame, ist der Mitarbeiter, der auch jenseits des gesetzlich Zulässigen mitmacht. Er schert sich um die Arbeitsbedingungen und um die (gesetzlich festgelegte) Bezahlung. Der flexible Mitarbeiter, bringt sich um sein eigenes Recht für Geld (weniger Geld und weniger Rechte als ihm das Gesetz gewährt). Höchstwahrscheinlich wird er meinen, dass es dies tun muss (um seine Kinder durchzubringen, den Strom zu bezahlen, usw.), und sicherlich wird er recht haben.
Der unflexible Mitarbeiter bleibt also auf der Straße, und nicht nur er. Auf der Straße bleiben bedeutet ausgeschlossen zu werden, oder sich zu den Ausgeschlossenen hinzuzugesellen, kurzum: nicht dazugehören dürfen.
Solange „flexible Mitarbeiter“ gesucht werden, ist es noch gut bestellt um die Gesellschaft. Flexibilität ist dann der Schlüssel zur bittersten Notbeseitigung, der noch gangbar ist. Jenseits dessen beginnt das Unzumutbare, der Gang zur Zerstörung (des Selbst oder des Fremden).
Ganz schlimm wird es, wenn die Flexibilität nur noch zum Schein, als stabilisierendes Element, figuriert (denn „flexibel“ könnte auch bedeuten, die eigene Tochter auf den Strich zu schicken, oder seinen Neffen eine Anstellung als Drogenkurier zu vermitteln). Dann staut es in der Gesellschaft, und das Ergebnis sehen wir regelmäßig in den Unruhen in den Pariser Vororten, in den geplünderten Kaufhäusern Nord- und Südamerikas, in den Amok-Läufern in nordeuropäischen und nordamerikanischen Schulen.
Flexibilität kann auch über „Selbstausbeutung“ sich entladen – natürlich gibt es keine „Selbst-Ausbeutung“, das Selbst kann sich nie ausbeuten, es verausgabt sich lediglich, Selbstausbeutung ist das Wort, welches die nationalen Akademien sich ausgesucht haben, um eine Diskrepanz zu benennen zwischen dem, was die Gesellschaft als „gegeben“ hinstellen möchte – die Mindestrechte, die jedem Bürger angeblich zustehen – und dem, was „faktisch“ vorhanden ist. Nicht ohne Grund sind es die „Ausgeschlossenen“ die ihre Pariser Basaren rund um die Uhr geöffnet halten, um jeden Cent mitzunehmen.
Flexibilität hilft nicht, wenn man weit weg vom Schuss ist, und irgendwo an der Küste Nordafrikas auf einen Motorboot nach Südeuropa schielt. Der geographische Ausschluss (stirb doch Hause, du Arsch!) lässt sich nur über die Generationen überbrücken (einfacher allerdings vor Schengen).
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