Donnerstag, 29. Juli 2010

Bye-Byeing (aus dem port.)

Bye-Byeing
Bye-Byeing, lusitanische Wortschöpfung (aus dem modernen Portugiesischen), abgeleitet aus "dizendo adeus", welche soviel besagt wie "bis Gott!".
Ich frage mich, wer diese Begrüßung ersonnen haben mag: waren es die Gläubigen oder ein Heidnischer?
Wenn es die Gläubigen waren, warum heulen sie denn alle so, wenn sie dies Adios wirklich letztmalig, in ihrem letzlich erdachten Sinn, besser noch: in ihrer eschatologischen Bedeutung, zu einem sagen? Wovor fürchten sie sich? Vor Gottes unermesslicher Güte?
Alles spricht dafür, dass die Schöpfung dem Wortereich der Unheidnischen entsprungen sein muss. In der Folge haben sich die Götzendiener (die, welche durch Gott zu Verdienst kommen) ihr angeeignet und zuguteletzt haben die Ungläubigen sie wie eine eine ausgehölhlte Zitronenschale fallen lassen.
Bis Gott
"Adeus" bedeutet auf Nimmerwiedersehen. Bis Einstein war eine wahrscheinliche (es nicht wahr, dass es davon nur eine geben muss) Alternative, dass man sich im einem der nächsten Wiederholungszyklus des atomaren Gesamtuniversums (auch erneut und dies gar endlos) wiederfinden würden, was wir mit Nietzsche "ewige Wiederkehr" nennen, aber eigentlich bereits ein platonischer Gedanke ist (im Phaidon oder im Phaidros?).
Seit Einstein jedoch ist glaubwürdiger geworden, dass es keine "ewige Wiederkehr" gibt. Denn weder die Zeit ist unendlich, noch die Materie ist endlich, in dem von Nietzsche gemeinten Sinne.
Zur Erinnerung: Wenn die Materie endlich ist und die Zeit undendlich, dann ist es lediglich eine Frage des Zeitpunkts bis sich ein beliebiger Zustand wiederholt. An einem einfachen Beispiel verdeutlicht: Wenn wir ein ungezinkter Würfel haben und ihn ununterbrochen werfen, ist es eben "nur eine Frage der Zeit", bis eine bestimmte Augenzahl, sagen wir die 4, fällt. Haben wir zwei ungezinkte Würfel, wird es etwas länger dauern bis eine bestimmte Kombination, sagen wir 4 und 4, erscheint, aber irgendwann kommen, wird sie auf jeden Fall.
Nehmen wir einen dritten und vierten Würfel hinzu, wird es wahrscheinlich immer länger dauern, bis eine bestimmte Würfelkombination, sagen wir alles mit 4 Augen, geworfen ist. Wir sagen dann, dass sie "unwahrscheinlicher" ist, was so nicht ganz korrekt ist.
Richard Feynman, gab in einer Vorlesung das Beispiel, dass er auf der Fahrt zum Veranstaltungsort ein Wagen vor sich hatte mit dem Verkehrszeichen NYC 9738B3. Die Wahrscheinlichkeit dass er diesen Wagen in seinem Leben - Feynman erlag soweit ich mich richtig entsinne einem Krebsleiden - überhaupt träfe, lag nahe bei Null, wobei ich mit "nahe" den räumlichen Abstand von der ersten Nichtnull-Ziffernstelle (ich liebe die deutsche Sprache! Vielleicht ist es doch kein Zufall, dass der Erfinder des "everything goes" aus dem deutschsprachigen Raum stammt) rechts vom Komma zu diesem meine. Die Wahrscheinlichkeit dass dieser Wagen mit diesem Verkehrszeichen direkt vor ihm führe, läge da schon wesentlich weiter vom besagten Komma. Und die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Wagen, der damals vor Feynman fuhr, mit jenem Kennzeichen heute bestimmte, nicht geschädigte Neuronen in meinem Gehirn beschäftigt, liegt mit 100% Sicherheit weit jenseits von Borels "universelle Wahrscheinlichskeitsschranke".
Diese Wahrscheinlichkeitsschranke besagt, dass ein Ereignis, dessen Wahrscheinlichkeit unterhalb eines bestimmten Wertes sinke, als nicht eintretbar gelten dürfe, will heissen: es wird niemals eintreten. Eine Wissenschaft, welche sich mit solchen Ereignissen beschäftige, gehöre nicht in eine Taxonomie der Wissenschaften, oder wenn, dann höchstens als Pseudowissenschaft. Nichtsdestotrotz ist dieser unmögliche Ereignis heute eingetreten.
Borges erzählt von jenen Metaphysikern von Tlön, die nicht die Wahrheit suchten, nicht einmal das Wahrscheinliche ("verosimil", eigentlich das, was wahr scheint, aber nicht wahr sein muss), sondern das Erstaunliche. Und derselbe Borges sagt auch, dass ein übernatürliches Ereignis, welches zweimal eintritt keine Furcht mehr einflößt.