Dienstag, 20. Januar 2009

(über) Leon de Winter: "ein knallharter Opportunist"

sich sonnend im historischen Glanze...

20. Januar 2008 – der erste „nicht-weiße“ Weltpräsident wird sein Amt gegen 18:00 CET antreten.

In der Hautfarbe liegt “das Wesentliche dessen, was sich am 20. Januar vollziehen wird“, behauptete Leon de Winter in einem in der Welt veröffentlichen Artikel über Obama, dort mit der Zeile „ein knallharter Opportunist“ betitelt.

Wären es lediglich Behauptungen, könnte man gewiss damit leben, sogar, wenn die Befürchtung besteht, dass ihnen verdammt viel Wahrheit zukommt. Denn, um sämtliche Hürden, die dem Amt des – immer noch – Weltpräsidenten vorgelagert sind, politisch zu überleben wird man höchstwahrscheinlich nicht mit weißer Weste durchgestartet, geschweige denn angekommen sein, erst recht nicht „in der Welt des ‚radical chic‘ in Illinois“.

Aber die nicht gerade brillantesten Sätze des Leon de Winter sind auch eine „Beklagung“ der modernen Besonnung im historischen Glanze, einen Schwarzen zu wählen, ist eine wohlfeile Gelegenheiten, „zu reichlich billigem 'historischen' Gefühl zu gelangen: Wer einen unbekannten und unerfahrenen Schwarzen einer oder einem erfahrenen Weißen vorzieht, beweist sich und der Welt seine moralische Erhabenheit.“

 Obama, verfüge „über die richtige Ausstrahlung, die richtige Rhetorik, und er ist ein bisschen schwarz [….], sieht aus wie ein kultivierter Mensch, […] ist dunkelhäutig, aber nicht schwarz (ein Mann mit richtiger Haut wäre niemals so weit gekommen)“. Wow!, Leon!

Ob er,  „als der am weistesten links orientierte Präsident der amerikanischen Geschichte, ein konservatives Land regieren“ kann?

An manchen Stellen drängt sich die Hoffnung auf, de Winter hätte jetzt endlich die Lager gewechselt und sei zur Vernunft gekommen – indem er seine literarischen Befähigungen freundlicherweise zur Verfügung stellt, um die Absurditäten mancher Konservativen klarer herauszuschälen, wie in folgender Kostprobe: „Abermillionen Menschen auf der Welt sind seinem Stil, seiner Rhetorik (bzw. der Rhetorik Axelrods), der Ruhe, die er ausstrahlt (man stelle sich vor, er könnte mal wütend werden und plötzlich das Gesicht des „angry black man“ zeigen!),,. Oder diese, die offensichtlich dem Arsenal republikanischer Wahlpropaganda entnommen wurde: Obama halte die Arbeiten, „die er während seines Studiums an der Harvard und der Columbia University geschrieben hat, sorgsam unter Verschluss, weil er offenbar fürchtet, sie “ könnten ihm bei dem Versuch, seine linksradikalen Jahre zu verschleiern, hinderlich sein.“

Doch, Fehlalarm! Leon de Winter gehört weiterhin zu jener Sorte Literaten, die den Beweis führen, dass politische Klugheit keine notwendige Bedingung von schriftstellerischem Erfolg ist, wohl aber eine hinreichende, um einfältige Meinungen über den Äther zu verbreiten.

„Faszinierend“ findet er vor allem, „dass die Welt den knallharten Opportunisten dringender benötigt als den sanften Propheten“.

Halleluja!

P.S.

Es ist nicht wahr, dass das Fußvolk, von welchem der „sanften Propheten“ McCain sich auf die Präsidentenbühne heben lassen wollte, zum angenehmsten auf diesem Planet gehört. Und vielleicht, sollte Leon de Winter bedenken, dass der Prophet erst recht angesichts der rassistischen Ausfälle seiner Wählerschaft („ist ein Araber“, usw.) seine Sänfte und seine wahre Größe offenbart hat.

LINKS

http://www.welt.de/welt_print/article2964174/Ist-er-nur-ein-begnadeter-Opportunist.html

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