Donnerstag, 10. Januar 2008

Abschaffung des Unterschieds zwischen These und Argument

Nichts ist dem Intellektuellen, der zu leisten sich vornimmt, was früher Philosophie hieß, unangemesserner, als in der Diskussion, und fast möchte man sagen in der Beweisführung, Recht behalten zu wollen. Das Rechtbehaltenwollen selber (...) ist Ausdruck jenes Geistes von Selbsterhaltung, den aufzulösen das Anliegen von Philosophie gerade ausmacht. (...)Wen Philosophen aufs Gespräch sich einlassen (...), so sollten sie immer so reden, dass sie allemal unrecht behalten, aber auf einer Weise, die den Gegner der Unwahrheit überführt. Es käme darauf an Erkenntnisse zu haben, die nicht etwa absolut richtig, hieb- und stichfest sind - solche laufen unweigerlich auf die Tautologie hinaus - , sondern solche, denen genenüber die Frage nach der Richtighkeit sich selber richtet.
Adorno, Minima Moralia, S. 122

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