Dienstag, 15. Januar 2008

Das geteilte Land

Deutschland driftet auseinander: Wirtschaftlicher Aufschwung und Massenarmut schließen sich nicht aus. Daran wird auch die nächste Lohnrunde nichts ändern.
Die Politik sieht untätig zu und ist dabei, sich vom Ziel der Chancengleichheit t zu verabschieden.

Zahlen des Statistischen Bundesamtes:
10,6 Millionen Menschen sind von Armut bedroht, 13 % der Bevölkerung, darunter viele Kinder.

„Es gibt keine Ober- und Unterschicht hier, sondern es ist eine Gesellschaft. Und wir sind gut beraten, wenn wir die nicht auseinanderfallen lassen“, behauptet Müntefering.
Wenn Merkel oder Müntefering über D reden, klingt es oft so, als sprächen sie über eine friedliche Märchenwelt irgendwo in der Südsee. Es sind Zeugnisse einer unehrlichen Politik, in der die Realität geleugnet wird, weil der Mut fehlt, die Realität zu ändern.

Investivlöhne: aus Beschäftigten sollen Miteigentümer werden, kleine Kapitalisten, die am Erfolg des Unternehmens teilhaben.
Die Idee hat zwei Schönheitsfehler:
1. Bei einer Unternehmenskrise wäre nicht nur ihr Job, sondern auch ihr Erspartes in Gefahr.
2. Der Spielraum für Lohnerhöhungen kann nur einmal ausgeschöpft werden, er würde durch Investivlöhne nicht erweitert, nur anders aufgeteilt.

An der Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich ändern die Debatten und Tarifauseinandersetzungen nichts. Wer arbeitslos ist, geht leer aus.

Es ist nicht der Mangel an Geld, der die Armut von heute ausmacht, sondern der Mangel an Teilhabe.

Die moderne Variante de des dt. Aufschwungs ist ein elitärer Aufschwung. Er findet ohne das untere Drittel statt.

Globalisierung wirkt als Katalysator für da Auseinanderdriften von Arm und Reich.
Beispiel: das feine Bankgewerbe:
Die Kapitalmarktexperten sitzen fast alle in London oder New York. Viele Berufseinsteiger unter ihnen kommen in guten Jahren auf eine halbe Million Euro Gehalt.
Der gehobene Banker in D verdient dagegen nur rund 120.000 €, 40 % mehr als vor 10 Jahren
Ein normaler Angestellter in der Filiale kommt etwa auf 50.000, sofern seinen Job noch in D gibt.
Denn der internationale Konkurrenzkampf hat im Bankgewerbe wie in anderen Branchen Tausende Arbeitsplätze ins Ausland gespült. So sitzen mittlerweise allein über 2000 Angestellte der Deutschen Bank in Indien, wo die Löhne teils nur 1/10 der hiesigen betrachten. Die Spesenabrechnungen werden in der Slowakei und Ungarn bearbeitet.

Drei Millionen Haushalte gelten als überschuldet. Sie sind nicht in der Lage, ihre Raten zu zahlen, ohne unter das Existenzminimum zu rutschen.
Die Zahl der Menschen, die von Hartz IV betroffen sind, ist auf sieben Millionen gestiegen – fast 10% der Bevölkerung.
Inflationsbereinigt sank das Haushaltseinkommen seit 1991 um 2 %.

Die Grenze zum Prekariat liegt bei einem Monatseinkommen von 856 € für Alleinstehende bzw. 1789 € für eine Familie mit zwei Kindern. Jeder Achte liegt unter dieser Grenze.

Dass Manager pro Tag soviel verdienen, wie ihre Angestellten im ganzen Jahr nach Hause bringen, war in den 60ern und 70ern Jahren unvorstellbar.

Bildungschancen werden vererbt.
Kinder von Eltern mit hohem sozialen Status habe eine 2,7fach größere Chance, ein Gymnasium zu besuchen, als Kinder von Facharbeitern. Die Wahrscheinlichkeit, ein Studium aufzunehmen, ist bei Gutverdienerkindern sogar um das 7,4fache höher.

Die Lösung liegt nur zwei Flugstunden entfernt: in Finnland.
Sie kürzten die Sozialleistungen und stärkten im Gegenzug die öffentlichen Investitionen.
Sie investierten in jene Infrastruktur, die jeder Mensch für seinen persönlichen Aufstieg benötigt: Betreuungs- und Bildungseinrichtungen.
Um 30% kürzten die Finnen das Sozialbudget. Zudem stoppten sie sämtliche Frühverrentungsprogramme.
DS 50/2006

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