Dienstag, 15. Januar 2008

Heilkraft des Hungerns

Ständiges Fasten hält gesund und verlängert das Leben um bis zu 50% - das scheinen Experimente mit Spinnen, Fischen, Mäusen und Affen zu zeigen. Nun testen Forscher eine Pille, die den Effekt ganz ohne Hungerkur simuliert. Lassen sich so die Krankheiten des Alters besiegen?

Kalorische Restriktion
Wer zu 30 bis 50% weniger frisst, der lebt 30 bis 50% länger. Und wichtiger noch: Krankheiten wie Diabetes Typ 2, Krebs, Schlaganfall und Demenz treten unter fastenden Tieren viel seltener oder später auf – das Altwerden geschieht häufig bei bester Gesundheit.

Die kalorische Restriktion schaltet offenbar einen uralten Überlebensmechanismus an; betroffene Organismen lassen es ruhiger angehen. Die Körpertemperatur von Rhesusaffen etwa sinkt um 0,5 C; die verbleibenden Kräfte werden verwendet, Schäden in den Zellen zu reparieren.
Bei Menschen, nach sechs Monaten, günstigere Insulinwerte und weniger Schäden im Erbgut.

Versuche (Verfettung) mit Resveratrol an Mäusen: Völlerei ohne Reue: auch die Blutzuckerwerte, Leberblieben normal, und Lebenserwartung nicht beeinträchtigt.

Untersuchungen an, wegen einer genetischen Veränderung, besonders langlebigen Hefezellen: das ominöse Gen stellt ein Enzym her, welches das Erbgut schützt und auf diese Weise die Hefezellen länger leben lässt. In Zeiten von Nahrungsmangel schaltet der Organismus das Schutz-Enzym an – und lebt dadurch länger.

Lange hatten die Forscher die kalorische Restriktion für einen rein passiven Prozess gehalten: Während einer Hungerszeit fahren Organismen ihren Umsatz herunter und produzieren weniger schädliche Abfallprodukte. Nun scheint die kalorische Restriktion eine aktive Antwort auf die Umwelt, eine Stressreaktion: Ein bestimmtes Enzym wird angeschaltet, wenn es keine Nahrung gibt.
Das Enzym, auf den Namen „Sirtuin“ getauft, zur Grundausstattung des Lebens zu gehören. Bei Säugetieren wurden 7 verschiedene Sorten des Enzyms entdeckt. Sie werden nach einigen Stunden ohne Mahlzeit angeschaltet und aktivieren ihrerseits bestimmte Proteine: Eine Kaskade von Aktionen erhöht daraufhin Widerstandskraft und Vitalität der Zelle.

Wem die Überlegungen der Pharmakologen abschreckend erscheinen, der mag in Rotwein Trost finden. Ein Liter Rotwein enthält jedoch maximal 15 Milligramm der vermeintlichen Zaubersubstanz Resveratrol. Wer auf die in den Mäusen erfolgreiche Dosis kommen wollte, müsste jeden Tag mindestens 150 Flaschen leeren.
Der Spiegel 50/2006

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